Bindungsstile in (polyamoren-) Beziehungen

In der Polyamorie treffen unterschiedliche Bindungsstile oft ungefiltert aufeinander. Was in einer monogamen Beziehung noch durch Routine kaschiert werden kann, tritt hier deutlich hervor:

  • Sicher gebunden: Diese Menschen können Vertrauen schenken und Autonomie zulassen, ohne sich bedroht zu fühlen.
  • Ängstlich gebunden: Sie suchen oft nach ständiger Rückversicherung. Die Vorstellung, dass der Partner/die Partnerin mit jemand anderem glücklich ist, triggert tiefe Verlustängste.
  • Vermeidend gebunden: Sie schützen ihre Unabhängigkeit oft durch Distanz. Emotionale Nähe kann als Einengung empfunden werden.

Die Vermeidungs-Falle

Besonders in der Polyamorie gibt es eine spezifische Dynamik, die wir oft beobachten: Polyamorie als Schutzschild für Bindungsangst.

Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil wählen manchmal die Polyamorie nicht (nur) aus dem Wunsch nach Vielfalt, sondern als Strategie, um echte, tiefe Intimität zu umgehen.

  • Das Muster: Sobald es mit einer Person „zu eng“ oder „zu ernst“ wird, flüchtet man sich in eine neue NRE (New Relationship Energy) mit einer anderen Person.
  • Die Folge: Es entsteht eine Pseudo-Sicherheit. Man fühlt sich sicher, weil man „ungebunden“ bleibt, doch die Partner:innen fühlen sich oft einsam oder austauschbar.

Echte Sicherheit in der Polyamorie entsteht nicht durch die Flucht vor Nähe, sondern durch die bewusste Entscheidung zur Tiefe – trotz der Anwesenheit anderer Kontakte.


Der Verlustangst-Loop

Wenn ein ängstlicher Part auf einen vermeidenden Part trifft, wird es in der Polyamorie oft turbulent:

  1. Der ängstliche Part fordert mehr Sicherheit und Regeln ein.
  2. Der vermeidende Part fühlt sich kontrolliert und nutzt das „Recht auf Freiheit“ in der Polyamorie, um sich weiter zu distanzieren (z. B. durch spontane Dates).
  3. Dies triggert noch mehr Angst.

Der Ausweg: Sicherheit bedeutet hier, dass der vermeidende Part lernt, dass Autonomie auch mit Nähe möglich ist. Und der ängstliche Part lernt, dass Sicherheit nicht durch Kontrolle des anderen, sondern durch eine eigene innere Verankerung und durch verlässliche, gemeinsam gestaltete Inseln der Verbindung entsteht.


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In meinen Coachings und Gruppenräumen schauen wir uns genau diese Muster an: Nutzt du die Freiheit zur Entfaltung oder zur Flucht? Und wie kannst du lernen, dich sicher zu fühlen, ohne dein Gegenüber einzuengen?“


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