Wenn sich Authentizität erstmal scheiße anfühlt


Erkennst du dies auch in dir? Dieses scheinbare Dauermantra von „Mir geht’s gut“, „Alles ist fein“, „Das war doch nicht ernst gemeint“? Wir bewegen uns oft hinter einer Schallmauer der positiven Gefühle. Wir wollen Liebe, Harmonie und eine schöne Zeit zusammen. Klingt ja auch erst mal gut, oder?

Aber diese Mauer hat einen Zweck: Sie schützt uns davor, die vermeintlich „negativen“ Gefühle wie Wut, Trauer, Scham oder Ambivalenz zu spüren. Vielleicht haben wir nie gelernt, damit umzugehen. Vielleicht wurden wir in unserer Kindheit mit unserer Trauer nicht gesehen, oder uns wurde vermittelt, dass Kontakt immer nur „schön und einfach“ sein darf. Oder wir sind einfach überfordert, wenn andere ihre schwierigen Gefühle zeigen, und wollen ihnen schnell signalisieren: „Hey, lass uns doch einfach freudig und flauschig sein.“

Wir sehnen uns nach echter Nähe, tiefer Verbundenheit und einem echten Fluss von Ekstase und Lebendigkeit. Aber sind wir wirklich bereit mit unserer vollen Lebendigkeit in Vollkontakt zu gehen? Sind wir bereit, wirkliche Nähe auch mit den unbequemen, nicht-so-flauschigen Erlebnissen zu zulassen?

Sind wir bereit, Begegnung, Intimität und Sexualität nicht mehr als Flucht vor unserer eigenen Überforderung zu missbrauchen? Sondern zu lernen, da zu sein mit dem was ist? Uns berühren zu lassen von dem was fliessen will? In den gemeinsamen Tanz zu gehen, mit dem ganzen Spektrum unserer eigenen und gemeinsamen Lebendigkeit?

Was passiert, wenn die Mauer fällt?

Wenn du diese Schallmauer an Positivitätssucht durchbrichst und anfängst, wirklich authentisch zu sein mit dir, dann kann es sich anfangs erstmal richtig scheiße anfühlen. Das ist die rohe Wahrheit. Es ist, als würde ein Damm brechen und eine Flut von unterdrückten Emotionen kommt an die Oberfläche. Plötzlich spürst du die alten Verletzungen, die Wut, die Trauer oder die alte Scham in deinem Körper.

Und genau das ist gut so. Dieser Prozess ist nichts anderes als das Verstoffwechseln dieser uralten Gefühle. Stell es dir vor wie eine Entgiftung: Es mag sich unangenehm anfühlen, aber dein System reinigt sich. Indem du diese Gefühle endlich fühlst und annimmst, anstatt sie zu unterdrücken, gibst du ihnen Raum, sich zu bewegen und sich aufzulösen.

Mit jedem Mal, das du durch diese Phase gehst, wird es leichter. Es wird nicht sofort zur puren Ekstase, aber mit der Zeit wirst du eine neue, ehrliche Leichtigkeit spüren. Die wahre Belohnung ist die echte, unverfälschte Nähe, die du dann zu dir selbst und zu anderen aufbauen kannst – eine Nähe, die nicht auf einem künstlichen Fundament der „guten Laune“ gebaut ist, sondern auf einem stabilen, authentischen Boden.

Also, trau dich, die Mauer zu durchbrechen. Auch in deiner Sexualität.

Es ist ein Akt der Selbstliebe.

Meine eigene Initiation in die Authentizität

Als ich meine eigene Schallmauer zu meinen Gefühlen durchbrochen habe, war ich 26. Das war in einem vier wöchigen Seminar zum Thema soziale Nachhaltigkeit. Ich hatte keine Ahnung, was mich da erwartete! Und hatte mich einfach für Nachhaltigkeit interessiert und zäck bin danach in einem drei monatigen depressiven Zustand gelandet. Eine ziemlich harte Initiation – wie viele meiner Momente des Erwachens.

DER MOMENT im Seminar, welcher alles definierte: Ich hab mich endlich getraut ins Forum zu gehen (das ist ein Gemeinschaftsformat, wir sitzen im Kreis und in der Mitte ist man eingeladen, sein Innenleben transparent zu machen) und da ging es mit mir durch. Ich habe mich geöffnet mit der Scham, dass ich so fest verurteile – alle im Kreis verurteile – und wie ich überfordert bin damit, dass da so viel Abwertung in mir ist.

Danach habe ich mich 3 Tage lang geschämt, diese inneren Abwertungen überhaupt zu benenne, mich damit zu zeigen. Ich hatte Angst, den anderen im Seminar in die Augen zu schauen, und habe mich oft aus dem Kontakt gewunden. Heute nenne ich diesen Zustand INTIMACY HANGOVER.

Ich dachte, jetzt habe ich es mit allen versaut. Was ich aber als Rückmeldung gekriegt habe war: Anerkennung.

Mir wurde gespiegelt, dass ich etwas benannt habe, was für viele innerlich auch ein Thema war, und sie meine Bereitschaft mich damit zu zeigen, bewundert haben.

Neben anderen Themen, habe ich über dies 3 Monate gebrütet …


Intimität fängt da an, wo die negativen Gefühle auch Raum haben.

Wie geht es dir mit den Gefühlen von Trauer, Wut, Angst, Ohnmacht?

Wie begegnest du diesen Gefühlen in dir und in deinen Gegenübern?

Intimacy = Into-me-See

Um so mehr Raum da ist, mit diesen Gefühlen auch zu Tanzen, umso weniger verheddern wir uns in unseren Konfliktvermeidungsstrategien oder in den gegenseitigen Anschuldigungen.

Intimacy is about being intimate with what is.
Wanna expand on this?

Body De-Armoring ist z.B. ein Weg über Körperarbeit die unterdrückten emotionalen Schichten in Kontakt und in den Fluss zu bringen.

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